Borreliose – Eine gefürchtete Erkrankung und ihre homöopathische Behandlung

Borreliose – Eine gefürchtete Erkrankung
und ihre homöopathische Behandlung

Aus dem Magazin „KörperGeistSeele“
(Ausgabe Februar 2008)

Im Frühjahr ist es wieder soweit: Kaum eine Apotheke, in der nicht auf die Notwendigkeit einer Zeckenimpfung hingewiesen wird. Anlässlich eines Seminares mit dem Arzt und Homöopathen Peter Alex in Berlin geht Mareen Muckenheim auf das „dynamische Geschehen Borreliose“ aus homöopathischer Sicht ein.

Die Borreliose, früher in unseren nördlichen Breiten nahezu unbekannt, hält nun auch hier Einzug und wird wegen ihrer scheinbaren Unberechenbarkeit sehr gefürchtet. Doch ist es zweifelhaft, ob der jeweilige Gestochene nun eine so genannte Borrelieninfektion bekommen wird oder nicht. Es ist wie mit jeder Erkrankung: Man bekommt sie nicht unweigerlich, bloß weil man sich in ihrem Feld bewegt, denn es gehört stets eine Affektionsbereitschaft dazu.

Der Zeckenstich

Apropos gestochen: Ich möchte bei dieser Gelegenheit noch einmal die physischen und biologischen Vorgänge beschreiben, die mit dem Zeckenstich verbunden sind, denn hierum ranken sich viele Legenden. Zecken krabbeln stets aktiv von unten nach oben und suchen sich bei ihrem zukünftigen Wirt die dünnen, zumeist unbehaarten Körperstellen aus, die für diesen auch noch schwer zu erreichen sind. Um nun an das Blut zu gelangen, bohrt die Zecke ihren Saugapparat fest in die Haut ein, so dass es sehr schwierig wird, sie wieder zu entfernen. So wie Mücken scheidet auch die Zecke nun ein die Blutgerinnung hemmendes Enzym in diese Einstichstelle aus, das ihr einen lang anhaltenden Saugvorgang ermöglicht. Mit eben diesem Enzym gelangen auch die Borrelien aus dem Darm der Zecke in die Einstichstelle – sofern die Zecke selbst mit Borrelien infiziert ist, denn dies ist nicht bei jeder Zecke der Fall. Wenn es nun tatsächlich zu einer Infektion mit den Borrelien beim jeweiligen Wirt (auch Tiere sind betroffen) kommen sollte, so ist dies noch immer nicht gleichbedeutend mit einer Erkrankung. Denn wie bei anderen Erkrankungen haben viele Menschen Antikörper ausgebildet, als sie bereits früher einmal unbemerkt mit Borrelien infiziert waren, ohne dass sie an diesem krankmachenden Agens wirklich klinisch erkrankten.

Die Infektion

Die Tücke einer Infektion mit Borrelien liegt darin, dass sie nach einer anfänglichen Hauterscheinung auch subklinisch verlaufen kann, d. h. es gibt keine sicht- und fühlbaren Zeichen und Symptome. Bei einer Immunschwächesituation im Leben der Betroffenen können dann aber nach Jahren unvermittelt heftige Symptome einsetzen. Aus ganzheitlicher medizinischer Sicht betrachtet, liegt hier ein Moment des Verbergens – ähnlich wie bei der Syphilis: Nach einer anfänglichen Hauterscheinung geht die Erkrankung in eine Latenz über. Übrigens werden beide Erkrankungen von demselben Bakterienstamm, den Spirochäten hervorgerufen – sie sind gewissermaßen verschwistert.

Titernachweis und Antibiotika

Antikörper gegen Borrelien sind im Blut der Betroffenen frühestens nach vier Wochen nachzuweisen, manchmal erst noch später. Also macht es keinen Sinn, sofort nach dem Stich eine sogenannte Titerbestimmung vorzunehmen und, wenn diese positiv ausfällt, eine Antibiotika-Kur zu beginnen. Dies wäre nur hinausgeworfenes Geld und hätte möglicherweise eine gesundheitsschädigende Wirkung.

Spätestens wenn sich um die Einstichstelle ein roter Ring oder Hof bildet, ist der Zeitpunkt gekommen für den Einsatz der homöopathischen Arzneien. Für die Ängstlicheren, bereits nach dem Stich einer Zecke, durchaus aber auch als prophylaktische Maßnahme gedacht: Zunächst muss die Zecke vollständig entfernt werden, was möglicherweise mit einer Zeckenzange erfolgreicher gelingt als durch bloßes Herausziehen mit den Fingernägeln. Sollte der Kopf dennoch in der Haut stecken bleiben, kann Silicea in der C 12 oder auch C 30, drei Streuzuckerkügelchen in einem Wasserglas aufgelöst und davon über zwei Tage hinweg mehrmals am Tage ein Teelöffel voll eingenommen, Abhilfe schaffen.

Für den Zeckenstich als solchen empfiehlt sich die Einnahme von Ledum palustre in der C 30, ebenfalls drei Globuli in einem Glas Wasser aufgelöst, mehrmals am Tage teelöffelweise über die Dauer von drei Tagen. Homöopathische Arzneien müssen prinzipiell vor ihrer jeweiligen Einnahme gründlich umgerührt oder geschüttelt werden und sollten vor dem Schlucken einen kurzen Augenblick im Mund behalten werden. Diese angerührte Lösung kann zugedeckt an einem ruhigen Ort aufbewahrt werden. Am 6. und am 12. Tage nach dem Einstich der Zecke sollte zur Sicherheit noch Aurum arsenicosum in der C 200 eingenommen werden, aber nur jeweils ein Teelöffel der Auflösung eines einzigen Globulus‘ in Wasser. Bei Kindern empfiehlt sich nicht die pauschale Verabreichung von Aurum arsenicosum – sie neigen auch nicht so sehr dazu, eine chronische Borreliose auszubilden. Wenn, dann sollte nur an einem dieser Tage ein einziger Teelöffel verabreicht werden.

Gibt es eine kollektive Bedeutung der Borreliose?

Eine Beobachtung des großartigen jungianischen Psychoanalytikers und Homöopathen Edward Whitmont war, dass Borreliose-Epedemiegebiete sich ringförmig um Ballungsgebiete zogen und unbesiedelte Teile jedoch frei waren von Borreliose. Whitmonts Hypothese war, dass die Menschen diese Störung des natürlichen Gleichgewichts selbst verursachten. Nicht zufällig sind die ersten Erscheinungen der Borreliose ringförmige Hauterscheinungen.